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Kontrolliert und Verfallen
Über 70 Jahre nach Kriegsende steht die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und das Erinnern an die Schrecken der Zeit von 1933-45 vor einem tiefen Wandel. Mit dem baldigen Wegfall der letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des „Dritten Reiches“ enden die Möglichkeiten des direkten Dialogs der Generationen. Gleichzeitig erstarken in Europa rechtspopulistische und rechtsextreme Kräfte. Diese gesellschaftlichen Veränderungen führen zu der Frage, wie wir zukünftig mit der Erinnerung an die NS-Zeit umgehen sollen.
Wenn die Zeit von 1933-1945 nicht zu einem bloßen Kapitel im Geschichtsbuch verkommen, sondern weiterhin stete Mahnung sein soll, zu was die Menschheit im Stande sein kann, müssen neue Formen der Vermittlung von Geschichte entwickelt werden. Das multimediale Projekt „Kontrolliert Verfallen – Alltag zwischen Hitlers Ruinen“ versucht Antworten auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg zu finden.
Bildungsplattform
Was soll man mit diesen riesigen, steinernen Hinterlassenschaften des NS-Regimes in Nürnberg anstellen? Sind solche Gebäude erhaltenswert? Was kann man durch sie lernen? Die „Reichsparteitage“ hatten das Ziel, gerade jüngere Menschen für den Nationalsozialismus zu faszinieren. Mit gigantomanischen Bauwerken wollten die Machthaber das Volk imponieren. Die Gebäude haben den Krieg weitgehend überstanden. Seit dem stellt sich die Frage, wie man mit ihnen umgehen soll.
Dokumentarfilm
Der Dokumentarfilm „Kontrolliert | Verfallen“ zeigt den Alltag auf dem ehem. Reichsparteitagsgelände – heute ein Ort zwischen Aufarbeitung und Großveranstaltung. Im Fokus steht dabei die sogenannte „Zeppelintribüne“, auf der Adolf Hitler sich vor hundertausenden Teilnehmern zum „Messias“ stilisierte. Kaum mehr als 80 Jahre nach Fertigstellung ist das „Denkmal des Tausendjährigen Reiches“ marode. Die Stadt möchte die Tribüne und das umgrenzende Feld „instandsetzen“, um eine drohende Komplettsperrung zu vermeiden. Die Kosten würden sich auf 73 Millionen Euro belaufen. Doch welchen Sinn haben solche Gebäude heute? Sind sie es wert, für einen zweistelligen Millionenbetrag „trittfest“ gemacht zu werden? Der Film lässt Befürworter und Gegner des Bauvorhabens zu Wort kommen. Er fällt dabei keine eindeutigen Urteile, sondern fordert zur eigenen Auseinandersetzung auf.
Zukunft der Erinnerung
Neben dem Dokumentarfilm gibt es auf dieser Homepage vertiefende Texte über die Reichsparteitage selbst, dem Gelände und den aktuellen Bauvorhaben. Dazu gibt es eine Vielzahl historischer und aktueller Fotografien und interaktive Anwendungen. Sowohl Dokumentarfilm als auch alle Elemente der Homepage sind kostenlos und frei verfügbar. Das Projekt soll eine Plattform zur Frage der „Zukunft der Erinnerung“ sein, die zum Austausch anregt. Sowohl auf der Homepage als auch in den sozialen Medien sollen dabei aktuelle Impulse zur Erinnerungskultur insgesamt diskutiert werden.
Inhalt
Über den Autor
Das Projekt wurde von Steffen Suuck im Jahr 2016/2017 realisiert und im Jahr 2024 aktualisiert. Suuck lebt in Münster, ist Filmemacher und studierte Erziehungswissenschaft an der Universität Münster. Das Projekt „Kontrolliert I Verfallen – Alltag zwischen Hitlers Ruinen“ wurde im Rahmen seiner Masterarbeit erstellt. Fragen, Kommentare oder Anregungen schicken Sie gerne an die Emailadresse: kontakt@hitlers-ruinen.de
Infobroschüre
Hier können Sie sich die Infobroschüre als PDF herunterladen.
Titel
Der Titel „Kontrolliert I Verfallen“ ist einerseits eine Anspielung auf die geplante Instandsetzung des Geländes. Gegnerinnen und Gegner der architektonischen Maßnahmen befürworten einen „kontrollierten Verfall“ der Anlage, so wie sie auch seit den 40er Jahren nach und nach verfällt. Der Titel soll aber auch auf die Funktion der Reichsparteitage selbst hinweisen: Sie dienten der Einschwörung der Masse in die NS-Ideologie. Die Machthaber wollten das Volk vollends „kontrollieren“. Die sog. „Volksgemeinschaft“ sollte sich über die Spektakel der Reichsparteitage mit dem System identifizieren, ihm „verfallen“.